„Eine Teufelsbildmacherin“

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Olga Larsen. photo, c 1945

Olga Marie Alvilda Larsen wurde am 1. Februar 1897 geboren. Sie starb am 26. Oktober 1972 im Alter von 75 Jahren. Ein betracht-lichtes Alter, wenn man ihr Schicksal bedenkt.

Sie waren in Kopenhagen zu Hause und kam nie außerhalb dieser Stadt. Die Eltern bekamen später einen Sohn, William Larsen. Der Vater starb. als die Kinder ein und drei Jahren alt waren. Mit zwei Kleinkinder alleingelassen blieb ihr soziales Umfeld zwei unverheiratete Schwägerinnen und gemeinsame Freunde einer Freikirche. Sie musste ihr Brot als Näherin verdienen.

Als junges Mädchen fühlte sich Olga zu den Freikirchlicheren Gedanken hingezogen und schließ sich jahrelang die Heilarmee an. Sie besuchten Wirtshäuser und Kneipen um verlorenen Seelen zu retten.

Während eines Besuches wurde sie von einem Pferd überrennt. Das Pferd zertrampelte ihren linken Daumen, und der blieb ihr Leben lang wie ein verwelkter Zweig. Dieses Ereignis sollte ihr Leben andern. Das lebenslustige Madchen wurde verschlossen und ein bisschen eigen.

Sie mied andere Leute und verstreckte immer ihr Daumen. Dafür konnte sie lange herumsitzen und träumen.

Der kleinere Bruder William distanzierte sich von Olga. Er meinte, sie wäre von einem bösen Geist besessen. Als er später Kinder bekam, versuchte er den Umgang mit Olga zu begrenzen. Er fürchtete ihren Einfluss.

Olga arbeitete als Köchin bis sie fast 60 Jahre alt wurde. Nach dem langen Arbeitstag saß sie jeden Abend in ihrer kleinen Bude und stickte voll Eifer ihre Bildteppiche. Die erfüllte jetzt ihr Leben, und hier versuchte sie ihre Träume zu verwirklichen. Nach und nach entwickelte sich hier eine Religion oder Götterwelt.

Der Mittelpunkt für Olgas Phantasie-universum war ein kleiner Hof. Hier konnte sie sich unbehelligt mit Pferde, Scharfe, Zeigen, Katzen, Hunde und Gemüsegarden umgeben. Da herrschten ihre erfundenen freundlicher Götter über sowohl Hofbesitzer als Kleinbauer. Ein Ausdruck ihrer Sehnsucht nach einem Leben auf dem Lande mit Tieren und Garden. Das Einzige War aus ihrem Traum Wahr wurde, waren die Wildkatzen in der Stadt.

Jahre später bekam Olga ihre eigene Wohnung. Weil sie Wildkatzen futterte, wurde sie bei den Nachbarn als die Katzenfrau bekannt. Ihre Wohnung stank von Katzenpisse, und die Nachbarn sahen auf sie herab, sowohl wegen der Katzen als wegen ihrer merkwürdigen Kleidung. Im Winter wickelte sie nämlich Zeitungen um die Beinen gegen die Kalte.

Olga Larsens Bildteppiche sind unter besagten Umstanden entstanden. Sie wurde aus Wollresten hergestellt, sorgfaltig geknüpft and auf dünnem Leinen gestickt. Ihrer Phantasie war die einzigste Vorlage, die es gab.

Sie war wohl ein bisschen gestort, aber geisterkrank? Nein. Sie konnte an einem normalen Gesprack teilnehmen, nach Familieangehorige fragen und Fragen nach den eigenen Verhaltnissen beantworten. Sie kehrte aber immer zu dem Thema zurück, das sie erfullte: die Phantasiewelt, die sie in ihre Bildteppichen zu schildern versuchte.

Als sie starb, wollte ihr Bruder die Bildteppiche verbrennen. Sie waren Ja mit jeder Menge Zauberei und Gotteslästerung befallen. Glücklicherweise wurde sie gerettet. Olga Larsen stellte 14 Bildteppiche Und mehrere gestickte Tischdecken Her. Die handgeknüpfte Teppiche Wurden in den Jahren 1935- 1965 hergestellt. Die genaue Reihenfolge kennt man nicht, aber die Teppiche, die lockere geknüpft und wo der Text schwieriger zu lesen ist, sind die letzteren. Das liegt an der Gicht und die immer schwacher werdenden Augen, wo unter Olga mit zunehmendem Alter litt.

Als Genre konnte man die Bild-Kompositionen dem Minimalismus zuordnen, da sowohl die Farben als die Materialien sich auf das begrenzt, was gerade vorhanden ist. Davon wusste Olga Larsen aber nichts.